«Nur für Mitglieder», lautet die Vorgabe im Stahlwerk, dem Gebäude mitten in der Industrie- und Gewerbe­zone in Adliswil. Der Name passt bestens zu den Hausherren, den Mitgliedern des Motorradklubs Steel Eagle MC Swiss, wobei MC für Motorcycle steht. Die Rocker haben sich zu ihrer allwöchent­lichen Sitzung getroffen, Gäste haben keinen Zutritt.

Das Licht im geräumigen Klublokal mit der grossen Theke ist gedämpft. Das Mischpult für den DJ ist nicht besetzt, die Bühne leer. An den Wänden zeugen jedoch Plakate von Anlässen, die den Saal zum beliebten Partylokal für jedermann werden lassen. Jede Menge Bands traten schon auf, Classic Rock wird gespielt, mal tönt es hard and heavy, gut vertreten sind auch die Bluesnights.

Über dem runden Tisch, an dem die Steel Eagles Platz genommen haben, sind Dutzende von Pokalen fein säuberlich aufgereiht. Es sind Trophäen, welche der Klub an Bike-Shows wie am bekannten Love Ride in Dübendorf, der grössten Benefizveranstaltung der Schweizer Biker-Szene, gewonnen hat.

Der Kumpel mit der Kamera

«Meine Harley-Davidson Street Glide ist schon mehrfach ausgezeichnet worden», sagt Klubpräsident Werner Herzog. Sich mit anderen Motorradklubs zu treffen wie in Dübendorf, sei sowieso eines ihrer Hauptanliegen. «Manchmal führen unsere Ausfahrten auch ins Ausland.» Deshalb habe man vor ein paar Jahren beschlossen, den Namen Steel Eagle MC Sihltal in Steel Eagle MC Swiss zu ändern. «Damit bekamen wir einen grösseren Bekanntheitsgrad.» Aber mit dem Sihltal ist der Adliswiler immer noch verbunden: «Das ist meine Heimat.»

Als einziges Nichtmitglied des Klubs hat sich an diesem Abend der Fotograf Jürg Streun eingefunden. «Bevor ich mich ganz der Fotokunst gewidmet habe, war ich audiovisueller Gestalter, wie es früher geheissen hat», sagt der 65-Jährige. Er habe TV-Spots und Filme für Firmen gedreht, sei Medienproduzent gewesen. Nun ist es seine Passion, aussergewöhnliche Menschen zu porträtieren – Persönlichkeiten wie eben auch die Steel Eagles. Streun ist Stammgast im Stahlwerk, ein Kumpel der Eagles. Nicht zuletzt, weil er mit ihnen die Leidenschaft teilt, Harley-Davidson zu fahren.

Erst porträtierte er die Rocker für eine Ausstellung in der Zürcher Photobastei. «Die fand Anklang», sagt der Künstler. Eine zweite Fotosession folgte im Stahlwerk. Sechs Bilder seiner Porträtserie mit den Eagles stellt er nun an der Photo 18 aus, der grössten Publikumsveranstaltung für Fotografie in Europa. Über 200 Schweizer Fotografinnen und Fotografen zeigen bis Dienstag, 16. Januar, in der Halle 622 und dem Stage One in Zürich-Oerlikon ihre besten Bilder des Jahres. Erwartet werden bis zu 30 000 Besucher. «Ich habe mich bei Photo 18 mit den Porträts der Eagles beworben», sagt Streun. Ein Kuratorenteam habe dann entschieden: «Jawohl, die nehmen wir.»

Eingeschworene Gemeinschaft

«Auf Fotos hat schnell einer die Augen zu, der andere den Mund offen, oder einer schaut in die falsche Richtung», sagt Herzog, «aber bei Jürg ging alles höchst professionell zu und her.» Sein Klubkollege Eric Tremp fügt an: «Jürg nimmt an unseren Ausfahrten teil und hat dabei auch schon Fotos geschossen.» Die seien gut geworden. «Überredungskunst, dass wir vor die Kamera treten, brauchte es deshalb nicht.»

«Die Steel Eagles sind gestandene Männer, super Typen», gibt Streun die Komplimente zurück. «Und sie sind speziell.» Was ist denn das Spezielle? Steel Eagle Kurt Bürli gibt Auskunft: «Die, die uns nicht kennen, wissen über uns nicht Bescheid.» Die Klubmitglieder allerdings wüssten, wo sie hingehören würden. Sie hätten alle die gleiche Einstellung, es sei eine Verbundenheit mit einer gemeinsamen Lebenseinstellung. «Freiheit ist für uns wichtig, wertvoll ist es auch, genügend Zeit zu haben, um Dinge zu tun, die man schätzt, und klar ist die Gesundheit am wichtigsten.»

Text: Ueli Zoss
Realisation: Martin Steinegger